Plattbodentörn 25.5. – 2.6.2024, Chancen und Risiken…

/ Juni 28, 2024/ Allgemein, Club, Törns

Was kann man über einen Törn schreiben, der einerseits völlig unerwartet verlief und leider vorschnell endete, der andere dagegen planmäßig verlief und somit fast langweilig wirkt?
Britta hatte im Vorfeld wieder zwei Lemsteraaken ab Workum gebucht, nämlich die bereits bekannte Bellefleur (Skipperin Gisela und Kornelius als Co) und das Schwesterschiff Henriette -Selinde mit Roland als Skipper und Frank als Co. Bereits am späten Nachmittag legten beide Schiffe ab und konnten unter Fock und Klüver bis Galamadamen segeln, das ja allen Koudumfahrern bestens bekannt ist. Aufgrund der Wettervorhersage war klar, dass wir in diesem Jahr nicht Trockenfallen würden, also wählten wir am nächsten Morgen den Weg zurück bis Heeg und dann durch die Kanäle nach Woudsend, wo wir eine kleine Kaffeepause einlegten. Dunkle Regenwolken zogen bedrohlich auf, und die letzte Viertelstunde vor unserem Zielhafen Lemmer öffneten sich die Schleusen bis zum Geht-nicht- mehr.
Der nächste Tag bescherte uns mit drei bis vier Bft einen perfekten Segelwind, er passte nur nicht ganz für unser angedachtes Ziel Enkhuizen. Nach Passieren der großen Schleuse setzten wir die Segel, fuhren Wende nach Wende – ein gutes Manövertraining – und entschieden uns schließlich für Stavoren als das bessere Ziel. Und – oh jeh, die Henriette hatte eine gerissene Fock zu vermelden, die der Vercharterer am nächsten Morgen ersetzte.
Für diesen Tag waren vier bis fünf Bft angesagt, sodass wir vor dem Ablegen das 1. Reff einlegten. Und das sorgte für großen Segelspaß. Wir fuhren Wenden und Halsen und das Zusammenspiel der Crew mit dem Bedienen von Groß, Fock, Schwertern und Backstagen klappte wie am Schnürchen. So macht Plattbodensegeln Spaß! Leider hatte die Crew der Henriette auch an diesem Tag wieder Pech, denn der Schäkel am Block für die Großschot war gebrochen und das Groß geriet außer Kontrolle. Aber hier zeigte sich glücklicherweise Rolands ganze Erfahrung, der die Situation mit seiner Crew souverän meisterte und mit der Fock weitersegeln konnte. Wegen der erforderlichen Reparatur fuhr die Henriette direkt nach Workum Binnen, die Crew der Bellefleur machte nachmittags im altbekannten Hylper Haven fest und ging abends lecker essen.


Jetzt stand der Crewwechsel an, also fuhren auch wir nach Workum Binnen. Unterwegs legten wir zum Shoppen und Kaffee trinken in „Workum- City“ an und trafen dort auch die halbe Crew der Henriette.
Für Donnerstag war mit drei bis vier Bft wieder ein schöner Segelwind vorausgesagt. Roland wählte den Weg durch die Schleusen und Kanäle, wir den über Galamadamen. Treffpunkt sollte vor Stavoren sein, um von dort gemeinsam nach Enkuizen zu segeln. Doch jetzt begann das Drama für die Henriette: Im Schiff stand das Wasser und stieg immer weiter. Roland steuerte das bereits ganz tief liegende Schiff in den Hafen von Stavoren, wo acht Feuerwehrleute das Schiff leerpumpten. Wir nutzten derweil mit der Bellefleur das tolle Segelwetter und setzten alle Segel Richtung Enkhuizen, bis wir bemerkten, dass auch wir Wasser im Schiff hatten. Was lag da näher als ebenfalls Stavoren anzulaufen, war doch der Vercharterer gerade dort, um sich ein Bild vom Schaden der Henriette zu machen. Bei der Bellefleur war die Ursache des Wassereinbruchs schnell gefunden und behoben. Das Rückschlagventil der Grauwasserpumpe war defekt, so dass das Wasser nicht abgepumpt, sondern nur hin- und hergepumpt wurde, bis es zum Überlaufen kam. Das Ventil wurde ersetzt, der Sauger legte alles trocken, Schaden behoben. In dieser Zeit war die Henriette allerdings schon wieder geflutet.

In dieser Zeit war die Henriette allerdings schon wieder geflutet. Um nicht über Nacht ganz „abzusaufen“, wurde sie in ein anderes Becken verlegt und mit zwei großen Gurten etwas gekrant. Da im Schiff alles nass und modrig war und das Leck auch nicht so schnell behoben werden konnte, blieb der Crew  nichts  Anderes  als  ein  Abbruch  des Törns übrig. Welch unglücklicher  Einstieg  für die Neulinge an Bord. So hatten sie sich ihren ersten Törn nicht vorgestellt. Und auch für die erfahrenen Crewmitglieder war das  kein  schönes  Ende. Die Bellefleur hatte da mehr Glück und wir genossen einen weiteren zwar kalten, aber herrlichen Segeltag, wobei Astrid mit sieben Knoten unseren Geschwindigkeitsrekord erzielte. Abends legten wir wieder im Binnenhafen Lemmer an.

Der vorletzte Tag war erneut ein Kanaltag, bei  dem  wir  unter  Fock segeln konnten. Geplant war eine Kaffeepause in Woudsend oder Sloten, doch diese Idee hatten scheinbar (zu) viele Wochenendsegler. Also hieß es Weitersegeln, einmal noch bis Flüssen, dann zurück bis Heeg, wo wir im Stadthafen festmachten. Jetzt war auch Zeit genug für einen Stadtbummel, endlich Kibbeling essen, einen Dokkumer Kaffee (Alis Empfehlung) oder andere Getränke. Der letzte Tag verlief dann ganz entspannt mit der Rückkehr nach Workum Binnen, Bootsübergabe und Heimfahrt.

Wie gesagt, für die Bellefleur ein fast langweilig klingender schöner Törn im Vergleich zu dem der Henriette. Der Abbruch war natürlich für beide Crews ein Wermutstropfen, aber in erster Linie für Roland und seine Truppe. So ein Pech kann man nur einmal haben und deshalb wollen wir im nächsten Jahr wieder zwei Schiffe chartern.

Die Chartergebühr für die Henriette wurde übrigens inzwischen von Sailcharter Friesland komplett zurückgezahlt.